Rede am 10.11.2025 zur Reichspogromnacht
Wir vergessen nicht, das bekräftigen wir auch heute am 86. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. auf den 10.11.38. Wir dürfen und wollen diese Nacht nicht vergessen in der auch in Fürth die Synagoge angezündet und Menschen aus ihren Häusern auf die Freiheit gejagt wurden. Der Nacht in der die Feuerwehr nur die Häuser der „arischen Bevölkerung“ schützte und tatenlos zusah, wie die Synagoge brannte. Der Nacht in der niemand den jüdische Menschen half, die in der kalten Nacht auf die Freiheit gezerrt, misshandelt und gedemütigt wurden. Es war der für alle sichtbare Auftakt zum Holocaust.
Esther Bejerano, die 2021 verstorbene unermüdliche Kämpferin gegen Rechts und Auschwitz Überlebende sagte: „Ihr seid nicht schuldig für das was damals geschehen ist. Aber ihr macht euch schuldig, wen ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt. Was in den Gaskammern endete begann mit Repression, Ausgrenzung und Rassismus.“ Darum ist es auch 86 Jahre später noch wichtig an diesen Tag zu erinnern.
Im Jahr 2024 wurde von Correktiv über das Treffen von hochrangigen AfD Politikern, Neonazis, finanzstarken Unternehmern und auch 2 Mitgliedern der CDU Werteunion berichtet. Es ging um einen Geheimplan, es ging um die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland. Im Jahr 2024 gewann die deutlich faschistische Züge tragende Partei, in der gewaltbereite Neonazis ihren Platz haben, die Partei die sich diesen Plan auf die Fahnen geschrieben hat in Thüringen, Brandenburg und Sachsen jeweils etwa ein Drittel der Stimmen – das bedeutet jede*r 3. stimmte im Wissen um den Charakter dieser Partei für die AfD.
So ermutigend die starken Proteste gegen die AfD und den unmenschlichen Remigrationsplan Anfang des Jahres auch waren machen die Wahlergebnisse deutlich, wir brauchen mehr Menschen die aufstehen gegen Rechts, die sich für eine tolerante, eine solidarische Gesellschaft engagieren.
Deutschland 2024 bietet Anlass zu großer Sorge. Wir sehen Politikerinnen auch aus den Parteien der „Mitte“ die aus Angst weiter an Einfluss zu verlieren oder womöglich auch aus eigener Überzeugung unverhohlen am rechten Rand fischen. Die Folge: Die Zustimmung zu Ausgrenzung von Migrantinnen wächst und das bundesweit. Noch nie hat es geholfen die Positionen und Forderungen der AfD zu übernehmen um diese klein zu halten. Wir brauchen keine Politik, die Migrantinnen für alle Probleme verantwortlich macht, sondern eine Politik die sich für sozialen Frieden und Zusammenhalt engagiert. Wir dürfen nicht zulassen, dass Sozialsysteme, Flucht und Migration gegeneinander ausgespielt werden, wie das viel zu viele Politikerinnen auch der regierenden Parteien aktuell tun. Antisemitismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, lässt sich nicht mit Abschiebungen bekämpfen. Auch muss man sich fragen, ob eine Antisemitismusresolution, die von einer antisemitischen Partei wie der AfD geteilt werden kann und von israelischen, jüdischen Organisationen kritisiert wird hilfreich im aktuellen Diskurs sein kann.
Sowohl antisemitische Anfeindungen, als auch antimuslimische, rassistische Übergriffe haben 2024 einen Höchststand erreicht. Widerstand dagegen ist Aufgabe von uns allen. Es gilt die Menschlichkeit, die Mitmenschlichkeit in den Vordergrund zu stellen und weder Menschen mit muslimischen oder arabischen Hintergrund des Generalverdachtes des Antisemitismus auszusetzen, noch jüdischen Menschen gegenüber Ressentiments mit Verschwörungsideologien zu schüren, sondern sich dem aktiv entgegenzustellen. Unser „Nie wieder“ muss für alle gelten. Das Übel des Nationalismus und faschistische Ideologien gilt es zu bekämpfen.
Wer zulässt, dass wiederum Menschen wegen ihrem Glauben, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Ausrichtung, ihrer körperlichen, gesundheitlichen, geistigen Einschränkungen verunglimpft, ausgegrenzt, verfolgt oder gar getötet werden, macht sich mitschuldig.
Deshalb: Schaut nicht weg greift ein. Werdet aktiv. Für ein solidarisches, tolerantes Fürth. Gegen jede Hetze, ob gegen Jüd*innen, Andersdenkende, Menschen mit Behinderung, Sinti und Roma, Homosexuelle, Transpersonen, Queere Menschen, Muslimen oder Flüchtenden gegenüber.
Wir sind nicht schuldig an dem was passiert ist
Aber doch wir machen uns schuldig, wenn es wieder passiert.
Antifaschismus ist das Gebot der Stunde.