Geflüchtete stehen auf gegen Sexismus und Rassismus

_20160116_123517Angesichts der sexuellen Übergriffe in der Sylvesternacht in Köln und weiteren Städten beschlossen in Fürth lebende Geflüchtete, sich öffentlich eindeutig gegen diese Taten zu positionieren. Gleichzeitig wenden sie sich aber auch gegen die rassistische und populistische Instrumentalisierung der Gewalttaten gegen Geflüchtete durch verschiedenen Gruppen und Personen. Sie wehren sich gegen die Verallgemeinerungen, dass die Vorfälle ein generelles Problem mit Menschen aus anderen Kulturräumen und Religionen seien. In Zusammenarbeit mit der Caritas und der Antifaschistischen Linken organisierten sie eine Kundgebung, die am 16.1.2016 am Dreiherrenbrunnen in der Fußgängerzone stattfand und zu der circa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen. Dort trug einer der Geflüchteten folgenden Text vor:

Liebe Fürtherinnen und Fürther,
wir sind heute hier, weil wir zum Ausdruck bringen möchten, dass wir als Geflüchtete die schrecklichen Vorkommnisse in Köln und anderen Städten zutiefst verurteilen und uns deutlich gegen Sexismus aber auch gegen Rassismus stellen. Wir danken unseren Freundinnen und Freunden aus Fürth, die uns bei der Erstellung des Textes und seiner Übersetzung ins Deutsche geholfen haben. Und auch denjenigen, die die Anmeldung für die heutige Kundgebung übernommen haben.
Wir, das sind verschiedene Geflüchtete, die eine neue Heimat in Fürth gefunden haben. Nach den Vorkommnissen an Silvester in Köln und anderen Städten entstand bei uns relativ schnell der Gedanke, dass wir ein Zeichen gegen Sexismus setzen wollen. Gleichzeitig möchten wir deutlich machen, dass nicht „alle“ Flüchtlinge, geschweige denn alle Moslems diese widerlichen Taten gutheißen und an ihnen beteiligt waren. Deshalb sind wir auf die Caritas und andere Unterstützer zugegangen und haben darum gebeten, dass sie uns bei der Organisation einer Kundgebung helfen.
Wir verurteilen die Taten in Köln aufs Schärfste und empfinden sexistische Übergriffe gegen Frauen als absolut nicht hinnehmbar. Dabei unterscheiden wir nicht ob diese Übergriffe gegen deutsche oder nichtdeutsche Frauen ausgeübt werden. Wir tolerieren sie in keinem Fall. Gleichzeitig möchten wir aber auch klarstellen, dass es sich bei den Tätern um einen sehr kleinen Teil der hier Schutzsuchenden handelt. Eine Verallgemeinerung, wie sie momentan viel zu oft unternommen wird, lehnen wir entschieden ab. Deshalb haben wir auch bewusst den Titel „Nein zu Sexismus, nein zu Rassismus“ gewählt. Beides ist nicht mit unserem Verständnis eines friedvollen und respektvollen Zusammenlebens möglich. Dies möchten wir mit der heutigen Kundgebung deutlich zum Ausdruck bringen.
Wir alle sind auf der Suche nach einem besseren Leben, vor Krieg und Verfolgung aus unserer Heimat geflohen und hoffen hier ein friedliches Leben führen zu können. Dazu zählt für uns auch, dass wir die Sprache lernen und Menschen kennenlernen wollen. Wir fühlen uns hier in Fürth gut aufgenommen und möchten allen dafür danken.
Wir hoffen mit dieser Kundgebung ein deutliches Zeichen gegen Sexismus und Rassismus zu setzen und freuen uns auf Ihre Unterstützung.
NEIN ZU SEXISMUS UND RASSISMUS

Im Anschluss an die Kundgebung fuhren viele, sowohl Geflüchtete als auch ‚Einheimische‘ gemeinsam nach Nürnberg, um sich dort ebenfalls gegen die dort stattfindende Demonstration von Pegida Nürnberg zu stellen. Einen Bericht über diese Veranstaltung findet ihr auf den facebook-Seiten von NOnügida.