Gedenken an die Reichspogromnacht
Am 07.11.2019 um 18:30 Uhr am Denkmal in der Geleitsgasse mit Reden der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth, dem Oberbürgermeister der Stadt Fürth, dem Dekan der katholischen Kirche, der ALF, dem Vorsitzenden des Integrationsbeirates und des Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Der Rabbiner wird den Kaddisch sprechen. Musikalische Umrahmung durch das Marienstraßenorchester.
Bereits am Die. 05.11.19 19:00-20:30 Uhr„Vor der Vertreibung und Ermordung“ ein Vortrag zur Arisierung in Fürth von Siegfried Imholz im jüdischen Museum.
Am 09.11.19 Demokratiekonferenz zum Thema: Erinnerung an die Shoa im digitalen Zeitalter 14-18 Uhr im jüdischen Museum.
Wir vergessen nicht
Gedenkveranstaltung dieses Jahr am 07.11.19 um 18:30 Uhr aus Rücksicht auf den Schabbat der jüdischen Gemeinde.
Was passierte am 9. November 1938 in Deutschland und auch hier in Fürth?
Am 9. November kam es zu grauenvollen Massenpogromen gegen die hier lebenden Juden. Die Synagoge wurde angezündet, Läden demoliert und die Menschen wurden aus dem Bett gerissen, misshandelt und auf der jetzigen Fürther Freiheit zusammen getrieben und erniedrigt. Von dort wurden viele direkt in die KZs verbracht. Als Vorwand diente der NSDAP das Attentat eines verzweifelten jungen Juden, auf einen Diplomaten um eine Verschwörung des Weltjudentums daraus zu konstruieren. Die Nazis befahlen: „Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische Symbole sind sicherzustellen. Die Feuerwehr darf nicht eingreifen. Es sind nur Wohnhäuser arischer Deutscher zu schützen, sämtliche Juden sind zu entwaffnen. Bei Widerstand sofort über den Haufen schießen….“
Genauso ist es dann in ganz Deutschland und auch hier in Fürth passiert. Es war der für alle sichtbare Auftakt zum Holocaust. Der Faschismus stürzte dann die ganze Welt in den Krieg. Verwüstung, Vernichtung, millionenfacher Mord und Massenflucht waren die Folge.
Das Erinnern, wohin Rassismus und Antisemitismus führt, hat auch 81 Jahre später noch eine Berechtigung. Nein ist 81 Jahre später notwendiger denn je.
Die Millionen Toten, die dem Naziterror zum Opfer fielen und ermordet wurden, mahnen uns.
In Deutschland 2019 erschüttert uns einen Monat vor dem 9. November, an Jom Kippur dem Versöhnungsfest der Juden, ein Anschlag auf den jüdischen Friedhof, die Synagoge und schließlich, als die Tür der Synagoge stand hielt, auf einen Dönerimbiss. Der Attentäter filmt seine Tat und stellte sie direkt ins Internet. Vorbilder dafür gibt es mittlerweile zahlreiche weltweit: So zum Beispiel der Rechtsextremist, der in Neuseeland 2 Moscheen angriff und 50 Menschen tötete, sowie 51 zum Teil schwer verletzte.
Es ist beängstigend: Rechte Nazinetzwerke horten zum Teil aus Beständen des LKA Munition und führen Todeslisten mit politischen Gegnern. Spezialkräfte von Polizei und Bundeswehr sind involviert. (zdf.de Nachrichten, Rechtsextreme Netzwerke: Staatsfeinde in Uniform) In polizeiinternen Chatgruppen werden strafrechtlich relevante antisemitische Videos ausgetauscht. Ein Untergrundnetzwerk bereitet sich auf einen Tag X vor, an dem sich die extrem Rechte als letzte abendländische Bastion sieht und gewaltsamen Bürgerkrieg legitimiert.
Schon in den vergangenen Jahren vollzog sich ein deutlicher Rechtsruck, Pegida, AfD und Anti-Asyl-Demonstranten schmähten Politiker als Volksverräter und riefen zum Widerstand auf. PolitikerInnen werden mit Messern angegriffen, so Henriette Reker in Köln und Andreas Hollstein in Altena. Walter Lübcke hatte sich klar für die Aufnahme von Geflüchteten positioniert und wurde von einem Rechtsterroristen ermordet. Unterkünfte von Geflüchteten brannten, Menschen mit anderer Hautfarbe wurden durch die Straßen gehetzt. Anders denkende, auch hier in Fürth wurden bedroht und Anschläge auf Häuser und Autos verübt.
Fassungslos erfuhren wir, dass nicht nur der NSU jahrelang mordend durch Deutschland zog, sondern auch noch vom Verfassungsschutz gedeckt wurde bzw. wird. Wichtige Akten mit Beweismitteln wurden vernichtet. Eine lückenlose Aufklärung, auch über die Rolle von Behörden, erfolgte nicht. Rechte Netzwerke bleiben weitgehend unangetastet.
Aus der rechten und rassistischen Hetze, die leider oft auch von etablierten Parteien der sogenannten Mitte salonfähig gemacht wird, werden Taten. Verunglimpfungen von Juden, Geflüchteten, Muslimen, politisch Andersdenkender oder gegen Sinti und Roma machen auch im Internet die Runde und fachen Gewaltfantasien an. Zu allem bereite Rechtsterroristen schreiten dann zur Tat. Diese werden dann wie der Täter in Halle die sogenannten „Einzeltäter“. Es darf aber keine Entwarnung geben mit dem Hinweis auf die Tat eines Einzelnen, wie es allzu oft passiert ist.
Die Halbherzigkeit und Stille gegenüber den rechten Netzwerken, sowohl den virtuellen als auch denen am rechten Rand der Sicherheitsbehörden, oder bei Parteien und Organisationen, die den Holocaust verharmlosen und offen rassistische Hetze betreiben, muss nun endlich aufhören.
Auch 2019, wenn wir uns an die Pogromnacht von 1938 erinnern, geht es um ein öffentlich ausgesprochenes und unüberhörbares „Nie wieder“ und um das Begreifen: Der Einsatz für eine offene, tolerante und gerechtere Gesellschaft ist mehr denn je von uns allen gefordert.
Kommen auch Sie und zeigen Sie ihr „Nie wieder“ am 7.November 2019 um 18:30 Uhr in der Geleitsgasse in Fürth.