REDE VON RACHID AZZOUZI, GESCHÄFTSFÜHRER SPORT DER SPVGG GREUTHER FÜRTH

Bei der Demo „Fürth gegen Rassismus“ am 26. Januar 2024

Ich heiße Rachid Azzouzi, bin am 10.01.1971 in der Nähe von Fès in Marokko geboren.

Wir sind 1974 – so ganz genau weiß ich das nicht, da war ich erst zwei Jahre alt – nach Deutschland ausgewandert. Zuerst meine Mutter und ich, meine drei Geschwister kamen nach. Meine Mutter musste ein Jahr lang ohne ihre drei Kinder in Deutschland leben und wusste, dass ihre Kinder in Marokko sind – das war keine einfache Zeit für sie. Wir wuchsen in sehr, sehr bescheidenen Verhältnissen auf.

Auch als Kind habe ich Rassismus erfahren. Ich nenne mal ein Beispiel: In der Schule fragte mich damals ein Kind: ‚Putzt Du Deine Zähne mit Olivenöl?‘ Okay, nicht ganz so schlimm. Von vielen älteren Menschen habe ich oft den Hinweis bekommen: ‚Geh‘ doch dahin zurück, wo Du herkommst.‘ Das ist subtiler Rassismus.

Das ist eine Zeit in den letzten zehn, 15 Jahren, die dazu führt, dass ich mir ganz, ganz viele Sorgen mache. Dass der Nationalismus in den letzten Jahren – aufgekommen in den Niederlanden, Ungarn, Italien, Polen etc. – zu beobachten ist, war schon für mich ein deutlicher Hinweis, dass es ungemütlicher wird, hier für uns in Deutschland.

Dass es aber in Deutschland mittlerweile so weit gekommen ist, dass die Menschen, die man sehr wahrscheinlich nicht sofort mit dieser Ideologie in Verbindung bringen würde, sich treffen und über einen Masterplan referieren, um über Wege zu phantasieren, wie sie Ausländer loswerden können, das hat auch mich schockiert und bereitet mir auch wirklich sehr, sehr viel Angst.

Deswegen bin ich froh und auch stolz gewesen, als ich an diesem Wochenende gesehen habe, wie viele Menschen in ganz Deutschland – jetzt auch hier in Fürth – auf die Straße gegangen sind, um ein Zeichen zu setzten. Ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus. Gegen das ‚anders sein‘. Für Vielfalt. Das macht mich besonders stolz. Dieses Zeichen, das seit diesem Wochenende angefangen hat, das sich jetzt projiziert, dass da jetzt noch mehr Menschen auf die Straßen gehen, dass wir den Faschisten, den Rassisten die Stirn bieten, dass wir nicht stumpfsinnig sagen ‚Die würden sowieso nicht an die Macht kommen‘.

Die AfD ist momentan im Osten bei ca. 37% – das ist wirklich schlimm. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 20%. Aber ich weiß eins: Wir sind mehr als die. Wir lieben die Freiheit, wir lieben die Menschlichkeit und wir lieben die Demokratie. Wir sind frei für Vielfalt und ein Miteinander – nicht ein Gegeneinander, nicht einer Ausgrenzung. Deswegen lasst uns weiter aufstehen und lasst uns bunt sein. Für mich ist eins klar: Wer für die AfD ist, kann nicht mein Freund sein. Wer für die AfD ist, ist auch für deren Ideologie. Und wer für deren Ideologie ist, hat in unserem Rechtsstaat und in unserer Demokratie nichts zu suchen. Lasst uns weiter dagegen angehen – ich mache das auf jeden Fall. Für meine Kinder, aber auch für alle anderen Menschen in Deutschland.